Corona Gabentisch

Ein sperriger, alter, aber auch stabiler und leichter Klapptisch dient seit bald drei Jahren neben Einweghandschuhen, Desinfektionsmitteln und FFP2-Masken, Körben und Stühlen, als Corona-Infektionsschutzmaßnahme. Ein pragmatischer Kompromiss, um es während der Zeit des Lockdowns und darüber hinaus den Freiwilligen der Gruppe „Hilfe Spenden“ zu ermöglichen, viermal in der Woche auf unbürokratische Weise aus Spenden finanzierte Lebensmittel an Bedürftige in der Mittagszeit zu verteilen, ohne dass auf beiden Seiten des Tisches jemand einem Infektionsrisiko ausgesetzt wurde. Inzwischen sind bereits drei Jahre vergangen, seit dem diese Hilfsaktion ins Leben gerufen wurde.
Dieser Tisch lockt regelmäßig Menschen an, die überwiegend am Rande oder außerhalb der Kirchengemeinde leben, also für die Meisten unbekannt oder „unsichtbar“ sind. Menschen, die verarmt, krank, wohnsitzlos und oder verfolgt und zu uns geflüchtet sind. Eben jene, die Jesus Christus in seiner Bergpredigt besonders erwähnt. Menschen, die nicht alle gewohnheitsgemäß unsere Kirche und ihre Räumlichkeiten als „ihr Zuhause“ betrachten, aber dennoch Gäste sind. Gäste an einem einfachem Tisch, der aus ihrer Sicht zu einem reichen Gabentisch an vier Mittagen in der Woche wird. So ist dieser Tisch zu einem Symbol einer gastfreundlichen Kirche geworden die ALLE einlädt. Auch diejenigen, die keine Stimme in Gremien haben und für die das tägliche Essen keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Darunter auch immer mehr Menschen, die ihr Haus im Krieg verlassen mussten. An diesem Tisch bekommen die Menschen nicht nur Lebensmittel, sondern haben auch die Gelegenheit Bekannte zu treffen, sich auszutauschen oder sich etwas von Herzen zu reden. Und auch neue schöne Erfahrungen zu machen. Besonders schön war es am Freitag, 23.12.2022, kurz vor Heilig Abend. Denn es gab für alle - zusätzlich zu den üblichen Lunch-Paketen - von Gemeindemitgliedern gut gepackte Weihnachtstüten; dazu warme Worte zum bevorstehenden Weihnachtsfest von Pfarrer Jacobs und stimmungsvolle Musik. Einige unter den Anwesenden haben das erste Mal wieder seit vielen Jahren in Gemeinschaft Weihnachtslieder singen können und kein Herz blieb dabei ungerührt.

Am vergangenen Aschermittwoch haben wir die Fastenzeit begonnen. Eine Zeit der Umkehr hin zu Gottes Liebe und der Abkehr von Gewohnheiten. Am Abend dieses Tages waren verschiedene Gruppen der Gemeinde zusammengekommen, um sich auszutauschen. In diesem Rahmen hat Roman Schneider angeboten, dass der Arbeitskreis der Gemeinde eine mobile Theke für die Zeit „nach Corona“ bauen möchte, welche im Vergleich zum bisherigen Klapptisch weiteren Anforderungen gerecht werden soll. Darauf freuen sich die Helferinnen und Helfer von „Hilfe Spenden“ jetzt schon sehr.

Was die Verwendung des alten Tisches betrifft, könnte man sich gut vorstellen, dass dieser bestimmt einen würdigen Platz in einer künftigen Sonderausstellung zur „Corona-Zeit“ in Detmold hätte, als Symbol für gelebte Nächstenliebe und Gastfreundschaft unter besonderen Bedingungen.

So oder so ist der Tisch Geschichte. Eine gute Geschichte.

Finke | 13.03.2023